Historische SMBl. NRW.
Aufgehoben durch RdErl. v. 31.8.2007 (MBl. NRW. S. 582).
Historisch:
Verhütung und Bekämpfung der Jugendkriminalität Gem. RdErl. d. Innenministeriums - 42 - 6591 - d. Justizministeriums -4210 - III 94 - d. Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie - III 3 - 0312.1 - u. d. Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder - 322-6.08.08.04 Nr. 9914/04 - v. 2.11.2004
Verhütung und
Bekämpfung
der Jugendkriminalität
Gem. RdErl. d. Innenministeriums -
42 - 6591 -
d. Justizministeriums -4210 - III 94 -
d. Ministeriums für Gesundheit,
Soziales, Frauen und Familie - III 3 -
0312.1 -
u. d. Ministeriums für Schule, Jugend und
Kinder - 322-6.08.08.04 Nr. 9914/04 -
v. 2.11.2004
2 Zuständige Behörden
2.1 Jugendämter
2.2 Polizeibehörden
2.3 Justizbehörden
2.4 Untere
Gesundheitsbehörden
2.5 Ordnungsbehörden
2.6 Schulen
3 Wesentliche Erlasse
4 Geltungsdauer
5 Aufhebung von Vorschriften
Ziel des Erlasses
Ein wesentliches Merkmal
wirksamer und effizienter Präventions- und Repressionskonzepte zur Reduzierung
von Jugendkriminalität ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit aller
Verantwortungsträger. Deshalb muss das Zusammenwirken aller mit Jugendproblemen
befassten Behörden sowie staatlichen und nicht staatlichen Stellen gestärkt und
gefördert werden.
Dieser Erlass bietet einen Überblick über die spezifischen
Aufgaben der beteiligten Stellen an und soll damit die erfolgreiche und von
gegenseitigem Verständnis getragene Netzwerkarbeit vor Ort unterstützen.
Zuständige Behörden und ihre Aufgaben
Jugendämter
Die Aufgaben und Verpflichtungen der kommunalen Jugendämter sind darauf gerichtet, junge Menschen in der Erziehung und Entwicklung zu fördern, die Familie zu unterstützen und Gefährdungen abzuwenden. Hierbei wirken die Jugendämter im Rahmen der Felder des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) bei der Prävention mit. Sie arbeiten zudem mit anderen Stellen, die der Erziehung, Bildung und Beratung dienen, sowie der Polizei und der Jugendgerichtshilfe zusammen. Ihre pädagogische Arbeit wird ergänzt durch die Träger der freien Jugendhilfe (Wohlfahrtsverbände, Jugendeinrichtungen, Jugendorganisationen etc.) und die Kirchen.
Zur Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen, insbesondere
des Jugendschutzgesetzes (JuSchG), arbeiten die Jugendämter mit den örtlichen
Polizei- und Ordnungsbehörden zusammen.
Polizeibehörden
Die Tätigkeit der Polizei darf sich nicht auf die Strafverfolgung beschränken. Der schnellen und sachgerechten Aufklärung von Straftaten kommt zwar im Jugendstrafrecht aus erzieherischen Gründen besondere Bedeutung zu, im Vordergrund muss jedoch in Übereinstimmung mit den Zielen des Kinder- und Jugendschutzes das Bestreben stehen, Gefahren abzuwehren, die erfahrungsgemäß zu Jugendgefährdung und Jugendkriminalität führen.
Die Kreispolizeibehörden arbeiten mit Jugendämtern, Justiz und Schule sowie mit den mit Jugendfragen befassten weiteren Behörden und Stellen zusammen. Der Kontakt zu den Jugendämtern sollte besonders eng sein. Sie werden über gefährdete Jugendliche und jugendgefährdende Orte unterrichtet. Das Jugendamt ist unverzüglich zu verständigen, wenn erzieherische Maßnahmen schon während der polizeilichen Ermittlungen notwendig erscheinen.
Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfer sollten bereits dann in Kenntnis gesetzt werden, wenn aufgrund polizeilicher Feststellungen zu befürchten ist, dass von ihnen Betreute wieder in die Kriminalität abzugleiten drohen.
In allen Kreispolizeibehörden sollten geeignete Beamtinnen und Beamte (Jugendbeauftragte) beauftragt sein, im Sinne des Jugendschutzes die örtlichen Maßnahmen zur Verhütung und Bekämpfung der Jugendkriminalität zu beobachten und Verbesserungen vorzuschlagen. Zu diesem Zweck halten sie Verbindung zu den Polizeidienststellen, bei denen Sachverhalte bearbeitet werden, an denen Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige, Opfer oder Gefährdete beteiligt sind.
Gerade der erste Kontakt der straffälligen Jugendlichen mit
den Strafverfolgungsorganen des Staates kann wesentlichen Einfluss auf ihre
zukünftige Entwicklung haben. Die Bearbeitung von Jugendsachen braucht daher
besonders geschulte und mit der Problematik der Jugendkriminalität vertraute
Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte (Jugendsachbearbeiterinnen und
Jugendsachbearbeiter).
Justizbehörden
Die Justizbehörden – Staatsanwaltschaften, Gerichte und Vollzugsbehörden – werden Kraft ihres gesetzlichen Auftrags erst tätig, wenn eine Straftat begangen worden ist oder zumindest ein entsprechender Verdacht besteht. Ihre Maßnahmen und Reaktionen orientieren sich dabei an dem Erziehungsgedanken auf der Grundlage der besonderen Bestimmungen des Jugendgerichtsgesetzes. Im gesamten Verfahren ist die Jugendgerichtshilfe heranzuziehen. In Jugendverfahren sollen Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie Richterinnen und Richter tätig sein, die erzieherisch befähigt und in der Jugenderziehung erfahren sind. Der Erziehungsgedanke spiegelt sich insbesondere auch in den vielfältigen abgestuften Reaktionsmöglichkeiten wider. Durch zeitnahe und erzieherische Maßnahmen, insbesondere die Durchführung eines Täter-Opfer-Ausgleichs oder eines sozialen Trainingskurses leisten die Justizbehörden gleichzeitig einen Beitrag zur Verhütung weiterer Straftaten.
Die
Jugendstaatsanwältinnen und Jugendstaatsanwälte halten im Ermittlungsverfahren
engen Kontakt zu allen weiteren beteiligten Behörden und Personen, insbesondere
zu den Jugendsachbearbeiterinnen und Jugendsachbearbeitern der Polizei und zu
den Jugendämtern. Nach Durchführung der Ermittlungen obliegt ihnen die
Entscheidung, ob ein Tatnachweis zu führen ist und ob - bejahendenfalls - unter
den Voraussetzungen des § 45 Jugendgerichtsgesetz von der Verfolgung abgesehen
werden kann. Kommt ein Absehen von der Verfolgung aus erzieherischen Gründen
nicht in Betracht, wird zeitnah Anklage erhoben oder Antrag auf Entscheidung im
vereinfachten Jugendverfahren gestellt. Sind in einem Ermittlungsverfahren
gegen einen Jugendlichen die Voraussetzungen für den Erlass eines Haftbefehls
gegeben, prüft die Jugendstaatsanwältin oder der Jugendstaatsanwalt regelmäßig,
ob der Zweck der Untersuchungshaft nicht durch eine vorläufige Anordnung über
die Erziehung oder durch andere Maßnahmen erreicht oder zur Haftvermeidung
vorrangig die einstweilige Unterbringung in einem Heim der Jugendhilfe
angeordnet werden kann.
Die Jugendgerichte
führen die Jugendverfahren mit Blick auf den Erziehungsgedanken unter Beachtung
des Beschleunigungsgebots und der besonderen Bestimmungen des
Jugendgerichtsgesetzes durch. Sie ordnen - falls eine Einstellung nach § 47
Jugendgerichtsgesetz nicht in Betracht kommt - Erziehungsmaßregeln und dort
insbesondere Weisungen an. Wenn diese nicht ausreichen, wird die Straftat mit
Zuchtmitteln oder mit Jugendstrafe geahndet. Es gilt der Grundsatz der
Subsidiarität in dem gestaffelten Sanktionssystem des Jugendgerichtsgesetztes.
Für die zeitnahe Vollstreckung der erkannten Maßnahme ist Sorge zu tragen. Bei
einer Jugendstrafe mit Bewährung sieht das Jugendgerichtsgesetz obligatorisch
die Unterstellung unter eine Bewährungshelferin oder einen Bewährungshelfer
vor. Dadurch ist sichergestellt, dass die Jugendrichterin oder der Jugendrichter
regelmäßig über den Verlauf der Bewährungszeit unterrichtet ist und auf
mögliches Fehlverhalten umgehend reagieren kann.
Bei der
Vollstreckung von Jugendarrest und Jugendstrafe ist eine erzieherische
Gestaltung in besonderen Einrichtungen des Justizvollzuges vorgeschrieben. Im
Rahmen des Jugendstrafvollzugs wird auf eine schulische und/oder berufliche
Förderung ein besonderes Augenmerk gerichtet. Die Entlassung wird individuell
vorbereitet. In Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern oder sonstigen Einrichtungen
werden z.B. Ausbildungs- oder Arbeitsstellen vermittelt.
Untere Gesundheitsbehörden
Bei Verdacht einer
psychischen Störung oder einer schweren Verhaltensstörung empfiehlt es sich,
die speziellen Dienste - wie den jugendpsychiatrischen und/oder den Jugend- und
schulärztlichen Dienst – der unteren
Gesundheitsbehörden einzuschalten.
Suchtgefährdete oder
suchtkranke Jugendliche sollten auf Hilfsmöglichkeiten der
Suchtberatungsstellen hingewiesen werden.
Ordnungsbehörden
Auf dem Gebiet der
Verhütung und Verfolgung der Jugendkriminalität werden die Ordnungsbehörden
insbesondere bei der Überwachung jugendgefährdender Orte unter Gesichtspunkten
des Jugendschutzes sowie der Einhaltung gaststätten- und gewerberechtlicher
Vorschriften tätig.
Schulen
Erziehung und Bildung in der
Schule zielen auf die Entwicklung einer selbst- und sozialverantwortlichen
Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen. Dazu bedarf es der Unterstützung
aller, die an der Erziehung beteiligt sind. So kann abweichendem Verhalten
entgegengewirkt werden.
Sind Schülerinnen oder Schüler
an einer strafbaren Handlung beteiligt, so darf die Schule nicht Aufgaben der
Strafverfolgung übernehmen. Besteht gegen Schülerinnen oder Schüler der
Verdacht einer strafbaren Handlung, hat die Schulleitung zu prüfen, ob
pädagogische Maßnahmen ausreichen oder ob wegen der Schwere der Tat eine
Anzeige an Polizei oder Staatsanwaltschaft erfolgen muss. Die
Erziehungsberechtigten sind zu benachrichtigen.
Auf die Bedeutung der Mitwirkung der Schulleitung nach
Einleitung eines Jugendstrafverfahrens wird hingewiesen. Gemäß § 43 Abs. 1 Satz
1 und 2 Jugendgerichtsgesetz (JGG) sollte die Schule bei den Ermittlungen im
Rahmen des Vorverfahrens, soweit möglich, gehört werden. Strafbare Handlungen,
die von Schülerinnen oder Schülern außerhalb der Schule begangen wurden, können
nur dann zu Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen gemäß den §§ 13–20 Allgemeine
Schulordnung (ASchO) führen, wenn ein schulischer Bezug erkennbar ist (z. B.
Mitschülerinnen oder Mitschüler gefährdet sind).
Wesentliche Erlasse
Für die Verhütung und
Bekämpfung der Jugendkriminalität bestehen über diesen Erlass hinaus zahlreiche
spezifische Regelungen, darunter:
-
„Kriminalitätsvorbeugung“
(Gem. RdErl. d.
Innenministeriums – 42.1 – 2750 -, d. Justizministeriums – 4201 – III A.10 -,
d. Ministeriums für Arbeit und Soziales, Qualifikation und Technologie – 324 –
4370.8.1 -, d. Ministeriums für Schule, Wissenschaft und Forschung – III B 4 -, d. Ministeriums für Städtebau
und Wohnen, Kultur und Sport – I A 3 –
4291 - u. d. Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit - IV 2 – 6304.4.1 - v. 5.11.2002 – SMBl. NRW. 2051)
- „Bearbeitung von Jugendsachen“
((PDV 382) RdErl. d. Innenministeriums v. 07.12.1995 (n. v.) - IV C 2 - 1591 - SMB1. NRW. 2054)
- "Haftentscheidungshilfe im Jugendstrafverfahren"
Gem.
RdErl. d. Justizministeriums (4210 - III A. 87), d. Ministeriums für Arbeit,
Gesundheit und Soziales (IV B 2 6150) u. d. Innenministeriums (IV D 2 -
6591/2.7) vom 3. Mai 1995 - JMBl.
NRW S. 133 -
- „Diversionsrichtlinien“
Gem. RdErl. d. Justizministeriums –4210_III.79-, d. Innenministeriums – 42 – 6591/2.4, d. Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder – 322 – 6.08.08.04-7863 – u.d. Ministeriums für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie – III 2 –1122 – v. 13.7.2004.
- „Täter-Opfer-Ausgleich im Jugendstrafverfahren“
(Gem. RdErl. d. Justizministeriums, d. Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales u. d. Innenministeriums v. 14. 3. 1995 - SMB1. NRW. 451)
- "Verordnung über
Zuständigkeiten nach dem Jugendschutzgesetz (Jugendschutzzuständigkeitsverordnung
- JuSchGZVO)" GV. NRW. 2003 S. 820
- "Netzwerke gegen
Gewalt an Schulen und im schulischen Umfeld; Einrichtung von
Arbeitsgemeinschaften bei den Kreisen und kreisfreien Städten"
(Gem. RdErl. des
Kultusministeriums u.d. Innenministeriums v. 16.2.1994, BASS 12-21 Nr.9)
Geltungsdauer
Der Erlass gilt bis zum 31.12.2009.
Aufhebung von Vorschriften
Den Gem.
RdErl. „Bekämpfung der Jugendkriminalität“ d. Innenministeriums - IV D 2
-6591-, d. Justizministeriums - 4201 - III A.10 -,d. Ministeriums für Arbeit,
Gesundheit und Soziales - IV B 2 - 6150 - u. d. Ministeriums für Schule und
Weiterbildung - II B 3 - 36-87/0 - v. 04. 12. 1996 (SMBl. NRW. 2161) hebe ich
auf.
MBl.
NRW. 2004 S. 974