Anlage 2 zum RdErl. vom 14.1.1999

 

Durchführung der Impfung

 

Nach Entfernung der Virusträger sollten zur Verhinderung neuerlicher fetaler Infektionen die weiblichen Tiere geimpft werden. Zur Durchführung der Impfung sind folgende Vorgehensweisen denkbar:

 

Variante 1

Impfung aller weiblichen Tiere entsprechend den Vorgaben des Impfstoffherstellers.

 

Variante 2

Impfung der erstmals zur Besamung / Bedeckung anstehenden und aller folgenden Rinder.

 

Variante 3

Start des Impfprogrammes nach etwa 1 Jahr unter Einbeziehung der zu diesem Zeitpunkt erstmals zur Besamung / Bedeckung anstehenden und aller folgenden Rinder.

 

Erläuterungen

 

Zu Variante 1:

Beobachtungen aus der Praxis zeigen, dass selbst bei Anwesenheit mehrerer PI-Tiere in einer Herde nicht alle Tiere seropositiv reagieren müssen. Mit einer bestandsumfassenden Impfung könnten folglich auch jene Tiere geschützt werden, die noch keine Antikörper ausgebildet haben. Diese Vorgehensweise bietet zwar größtmöglichen Schutz, ist zugleich aber die kostenintensivste.

 

Zu Variante 2:

Sie wird zu empfehlen sein, wenn
- die Antigenuntersuchung negativ verlief,
- getrennte Betriebseinheiten unterschiedliche Seroprävalenzen aufweisen oder
- in jüngster Zeit Jungtiere mit unbekanntem Serostatus zugekauft wurden.

 

Zu Variante 3:

Sie basiert auf der Tatsache, dass PI-Tiere in kurzer Zeit den überwiegenden Teil einer Herde wirkungsvoll immunisieren. Eine zwingende Impfindikation ist in derartigen Herden also nicht gegeben. Diese tritt erst ein, wenn nach Abbau des kolostralen Schutzes eine antikörperfreie Population nachwächst, welche sodann durch konsequente Impfung vor möglicher fetaler Infektion zu schützen wäre. Der Umstand, dass nach Entfernung eines oder mehrerer PI-Tiere nicht zwangsläufig alle Tiere der Herde Serokonversion zeigen müssen (Schwankungsbreite 85 bis 100 %), spricht nicht gegen diese Vorgehensweise. Dies kann als vertretbares Restrisiko in Kauf genommen werden, zumal allein durch Entfernung der PI-Tiere der Infektionsdruck in der Herde drastisch reduziert wird. Es gilt dann jedoch, einem neuerlichen Seiteneintrag, z.B. durch Zukaufstiere, nachgeborene Kälber, Hygienedefizite u.a.m., vorzubeugen. Insgesamt stellt diese Variante eines gleitenden Einstiegs in ein Herdenimpfprogramm einen Kompromiss zwischen dem fachlich Vetretbaren und dem finanziell Tragbaren dar. Bei Zugrundelegung der heutigen Nutzungsdauer einer Kuh (im Mittel 3,5 Jahre) wird ein Milchviehbetrieb dann in etwa 4 Jahren in ein herdenumfassendes jährliches Impfprogramm eingetreten sein. Dieses muss dann auch konsequent weitergeführt werden.

 

Für Impfungen stehen
1. Lebendvakzinen mit systemischer Vermehrung
2. Lebendvakzinen ohne bzw. mit nur geringer systemischer Vermehrung
3. inaktivierte Vakzinen mit (lt. Herstellerangabe) fetaler Schutzwirkung und
4. inaktivierte Vakzinen ohne fetale Schutzwirkung
zur Verfügung.

 

Zu 1:

Die ausschließliche Anwendung dieser Vakzine verbietet sich bei tragenden Tieren und in Beständen ohne räumliche Trennung von nicht-tragenden und tragenden Rindern. Zur Minderung des Ausscheidungsrisikos durch mit Lebendvakzinen geimpfte Tiere kann eine inaktivierte Vakzine vorgeschaltet werden. Vier bis sechs Wochen später werden alle nicht-tragenden Tiere mit Lebendvakzine geimpft und alle tragenden Tiere abermals mit inaktivierter Vakzine der Wiederholungsimpfung unterzogen. Bis auf weiteres gilt das Verdikt: Keine Vakzine auf der Basis des Oregon-Stammes C 24 V bei tragenden Tieren.

Als Impfstrategie wird empfohlen:
- Impfung aller Tiere mit inaktivierter Vakzine
- Wiederholungsimpfung aller nicht-tragenden Tiere mit Lebendvakzine
- Wiederholungsimpfung aller tragenden Tiere mit inaktivierter Vakzine
- jährliche Wiederholungsimpfung aller Tiere mit inaktivierter Vakzine.

Sofern eine sichere räumliche Trennung von tragenden und nicht-tragenden Tieren möglich ist, kann bei nicht-tragenden Tieren auf die Vorschaltung einer inaktivierten Vakzine verzichtet werden.

 

Zu 2:

Vakzinen auf der Basis des thermosensitiven RIT-Stammes können nach Herstellerangaben unabhängig vom Trächtigkeitsstadium bei allen Tieren der Herde eingesetzt werden. Auch diese Vakzine ist zweimal im Abstand von vier bis sechs Wochen anzuwenden. Ihre fetale Schutzwirkung soll allerdings nicht an die von Vakzinen auf der Basis des Oregon C 24 V-Stammes herankommen.

Als Impfstrategie wird empfohlen:
Zweimalige Basisimpfung aller Tiere unabhängig vom Trächtigkeitsstadium, jährliche Wiederholungsimpfung.

 

Zu 3:

Der Impfstamm C 86 soll als erste inaktivierte Vakzine fetalen Schutz bieten. Dieser Impfstoff ist erst seit Frühjahr 1998 am Markt verfügbar. Über seine Bewährung in der Praxis können noch keine Aussagen gemacht werden.

Als Impfstrategie wird empfohlen:
Zweimalige Basisimpfung aller Tiere unabhängig vom Trächtigkeitsstadium. Im Falle einer
- Bestandsimpfung halbjährliche Auffrischungsimpfung zur Aufrechterhaltung des Impfschutzes erforderlich
- gezielten Einzeltierimpfung vor dem Belegen jährliche Wiederholungsimpfung zum genannten Zeitraum.

 

Zu 4:

Herkömmliche inaktivierte Vakzine bieten Schutz vor klinischer Erkrankung, nicht jedoch vor fetaler Infektion. Da dies in Zuchtbetrieben vorrangiges Ziel ist, sind die Einsatzmöglichkeiten von inaktivierten Vakzinen in diesem Bereich begrenzt. Sie können ggf. für Boosterimpfungen Anwendung finden.